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Der häufige Befund „Anämie“ kann vielfältige Ursachen haben und bringt oft Symptome wie Müdigkeit, Blässe und Abgeschlagenheit mit sich. Charakteristische laborchemische Konstellationen liefern Hinweise auf die Ätiologie und damit auf die Therapie der Anämie.
Anämie: Übersicht
Definition
Epidemiologie
Ursachen
Pathogenese
Diagnostik
Therapie
Prophylaxe
Hinweise
ICD-10 Code
- D55-D59 - Hämolytische Anämien
- D60-D64 - Aplastische und sonstige Anämien
- D50-D53 - Alimentäre Anämien
Definition
Unter einer Anämie versteht man die Verminderung des Hämoglobinwertes, des Hämatokrits und/oder der Erythrozytenzahl. In Abhängigkeit von Geschlecht und Alter gibt es verschiedene Normbereiche, die in besonderen Situationen – z. B. während einer Schwangerschaft – adaptiert werden müssen [2]:
- Hämoglobin
o Männer <14 g/dl, Frauen <12,3 g/dl - Hämatokrit
o Männer <42%, Frauen <37% - Erythrozytenzahl
o Männer <4,5 Mio./µl, Frauen <4,0 Mio./µl
Epidemiologie
Bei der Anämie handelt es sich um die häufigste Blutbildveränderung, wobei die Eisenmangelanämie die mit Abstand häufigste Form der Blutarmut darstellt. Nach Schätzungen der WHO sind ca. 42% der Kinder unter 5 Jahren sowie 40% aller schwangeren Frauen von einer Anämie betroffen [1].
Ursachen
Die Ursachen von Anämien sind vielfältig und lassen sich grob in 2 große Bereiche einteilen: Grund für Blutarmut ist entweder ein vermehrter Abbau bzw. der Verlust von Blut oder eine gestörte Erythropoese mit verminderter Bildung von Hämoglobin.
Anämien durch erhöhten Erythrozytenverlust können bei akuten oder chronischen Blutungen entstehen. Andere Ursachen sind der vermehrte Erythrozytenabbau durch Hämolyse z. B. im Rahmen von Hämoglobinopathien (z. B. Thalassämie oder Sichelzellanämie) oder Membrandefekten (z. B. Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel). Als weitere Ursache sind die extrakorpuskulären hämolytischen Anämien zu benennen: Die Hämolyse kann hierbei autoimmunhämolytisch (z. B. durch Kälte-/ Wärmeantikörper), alloimmunhämolytisch (z. B. bei AB0-Inkompatibilität) oder z. B. durch Infekte und mechanische Schädigungen getriggert sein.
Störungen der Erythropoese, die zu Anämien führen können, treten in verschiedenen Phasen der Blutbildung auf. Bei myelodysplastischen Syndromen oder aplastischen Anämien handelt es sich um klonale Erkrankungen der hämatopoetischen Stammzellen. Maligne Erkrankungen wie Leukämien oder Metastasen können die Erythropoese im Knochenmark verdrängen und so ebenfalls letztlich in einer Anämie resultieren.
Auch bei einer Knappheit von essenziellen Ausgangsstoffen (z. B. Folsäure, Vitamin B12) kann es zu verminderter Zellbildung kommen. Bei renalen Anämien führt ein Mangel an Erythropoetin zur Blutarmut. Der häufigste Grund für Anämien ist jedoch eine reduzierte Hämoglobinsynthese aufgrund von Eisenmangel. Des Weiteren kann es im Rahmen von chronischen Erkrankungen oder Tumorerkrankungen zu Eisenverwertungsstörungen kommen [2].
Pathogenese
Bei der Suche nach Erklärungen für eine Blutarmut hilft die Unterscheidung in mikro-, normo- und makrozytäre Anämien, da dies Hinweise auf die Pathophysiologie des Geschehens liefern kann.
Mikrozytäre, hypochrome Anämie
Wenn die Anzahl an Erythrozyten grundsätzlich ausreicht, aber es an genügend Hämoglobin fehlt, um die vorhandenen Blutkörperchen damit zu beladen, spricht man von einer mikrozytären, hypochromen Anämie. Laborchemisch sind MCV („mean corpuscular volume“) und MCH („mean corpuscular haemoglobin”) vermindert.
Typische Ursachen sind Eisenmangel (Ferritin ist erniedrigt), eine Anämie chronischer Genese (Ferritin ist erhöht) oder die Thalassämie (Im Blutbild finden sich Hämolysezeichen).
Makrozytäre, hyperchrome Anämie
Bei der makrozytären, hyperchromen Anämie können nicht genügend Zellen gebildet werden, weshalb die wenigen Erythrozyten besonders stark mit Hämoglobin beladen werden. In der Blutkontrolle sind die Werte MCV und MCH erhöht.
Ätiologisch kommt ein Mangel an Folsäure oder Vitamin B12 in Frage. Prinzipiell ist sowohl an eine verminderte Zufuhr (wie z. B. bei Mangelernährung bei Alkoholabusus) oder an Malassimilation (z. B. bei Morbus Crohn) zu denken. Eine weitere Ursache ist z. B. das myelodysplastische Syndrom, bei dem ggf. auch weitere Zellreihen erniedrigt sind.
Normozytäre, normochrome Anämie
Werden Erythrozyten prinzipiell korrekt gebildet und ausreichend mit Hämoglobin beladen, aber sind sie dennoch in ihrer Gesamtzahl vermindert, spricht man von einer normozytären, normochromen Anämie. Laborchemisch sind MCV und MCH unauffällig.
Bei einer zusätzlichen Verminderung der Retikulozyten (d. h. den Vorläuferzellen der Erythrozyten) kommt vor allem eine renale oder aplastische Anämie in Frage. Bei renalen Anämien sind Retentionsparameter häufig erhöht und das Erythropoetin ist vermindert, während das Krankheitsbild der aplastischen Anämie oft auch weitere verminderte Zellreihen mit sich bringt. Sind die Retikulozyten jedoch erhöht, könnte eine akute Blutung oder eine hämolytische Anämie Grund für die Anämie sein [2,3].
Symptome
Typische Symptome einer Anämie sind Blässe, Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen. Da die Sauerstoffversorgung des Gewebes eingeschränkt ist, kommt es manchmal zu Belastungsdyspnoe. Kompensatorisch kann zudem die Herzfrequenz erhöht sein. Besteht eine chronische Anämie, sind die Betroffenen häufig bereits an die Blutarmut adaptiert und eine Routineuntersuchung deckt die Anämie als Zufallsbefund auf [2].
Diagnostik
Eine Anämie ist zunächst ein laborchemischer Befund und noch keine Diagnose. Sowohl die klassische Symptomatik als auch auffällige Blutbildveränderungen mit Hämoglobinwerten unter dem Normbereich oder einem zügigen Hämoglobinabfall von > 1 g/dl sollten daher eine ausführliche Diagnostik nach sich ziehen.
Bei der Anamnese gilt es, Risikofaktoren wie Essgewohnheiten, Vorerkrankungen und Operationen, Blutungen (inkl. gynäkologischer Anamnese) und Medikamenteneinnahmen abzufragen. Ein besonderes Augenmerk sollte zudem auf der B-Symptomatik (Fieber, Nachtschweiß, ungewollter Gewichtverlust) liegen, um z. B. maligne Erkrankungen des blutbildenden Systems nicht zu verpassen.
In der körperlichen Untersuchung sollte auf Auffälligkeiten wie Blässe oder einen Ikterus geachtet werden; hämatologische Systemerkrankungen können sich z. B. in Lymphknotenschwellungen oder einer Splenomegalie manifestieren.
Bei verminderter Blutviskosität und erhöhter Flussgeschwindigkeit aufgrund des erhöhten Herzzeitvolumens kommt es zu Turbulenzen. In der Auskultation ist in manchen Fällen daher ein sog. „funktionelles Systolikum“ zu hören.
Die wichtigste Untersuchung zur Diagnose und Differentialdiagnose von Anämien ist jedoch die Laboruntersuchung. Neben einem großen Blutbild inclusive der Werte MCH, MCV und der Retikulozytenzahl können Entzündungsparameter, Leberwerte und Retentionsparameter bei der richtigen Diagnosestellung helfen. Ein zusätzlich nützlicher Parameter ist die RDW („Red Blood Cell Distribution Width“), ein Maß für die Größenverteilung der Erythrozyten [2].
Therapie
Die Therapie von Anämien richtet sich nach der Grunderkrankung. Beispiele sind die Substitution von Eisen-, Folsäure oder Vitamin B12 oder die Blutstillung bei akutem Blutverlust [2]. Bei schwerwiegenden Anämien kann in der Zusammenschau mit dem klinischen Zustand der Betroffenen zudem eine Bluttransfusion in Erwägung gezogen werden [4].
Prophylaxe
Ein beeinflussbarer Faktor, der ggf. zu einer Anämie führen kann, ist die Ernährung. Besonders bei vegetarischen und veganen Kostformen und in der Schwangerschaft bei erhöhtem Folsäurebedarf sollte auf eine ausreichende Zufuhr von Eisen, Vitamin B12 und Folsäure geachtet werden.
Hinweise
Häufige Vorstellungsgründe in allgemeinmedizinischen Praxen sind Müdigkeit und Erschöpfung. Auch wenn diese Symptome prinzipiell zu dem Befund einer Anämie passen, ist es wichtig zu erwähnen, dass Anämien erst ab Werten von < 10 g/dl leichte Symptome verursachen. Bluttransfusionen oder Vitamintabletten zur Anhebung des Hämoglobinwertes sind in diesem Fall also nicht pauschal sinnvoll oder zielführend und es sollte nach weiteren Ursachen für die Symptome gefahndet werden [2].
Autor:
Mathilda Recht
Stand:
09.10.2023
Quelle:
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